Ein Buch kommt ohne Schrift nicht aus, soviel steht schon mal fest. Aber welche Schrift wofür? Das ist oft eine große Frage.
Sie haben vielleicht schon mal davon gehört, dass man Bücher immer mit Serifenschriften setzen sollte. Wenn Sie außerdem wissen, was eine Serifenschrift ist, dann sind Sie ziemlich weit (abgesehen davon, dass die soeben erwähnte Regel, immer Serifenschriften zu nehmen, gar nicht so pauschal richtig ist).
Wir möchten Ihnen jetzt verschiedene Begriffe zum Thema Schriften vorstellen. Dann lässt es sich nachher leichter über die Schriften reden.
Brotverdienten, also Schriften, die für lange Texte (Mengensatz) verwendet wurden. Auch heute noch können Sie Schriften, die Sie für Mengensatz benutzen wollen, getrost als Brotschriften bezeichnen. Diese Schriften sollten sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie in kleinen Schriftgrößen (zwischen 8 pt und 12 pt) gut lesbar sind. Weiter sollten sie nicht zu verspielt sein, damit das Auge beim Lesen nicht durch Besonderheiten der Schrift vom Text abgelenkt wird.
Wenn Ihre Auftraggeberin oder Ihr Verlag Ihnen Schriftart und
Schriftgrößen vorgibt, können Sie sich jetzt zurücklehnen und
einfach brav übernehmen, was Ihnen vorgegeben wurde. Ansonsten
sollten Sie sich für das zu setzende Buch jetzt Gedanken machen, ob
Sie für die Brotschrift lieber eine Serifenschrift oder eine
serifenlose Schrift wählen wollen. Schauen Sie sich z.B. Bücher an,
die Sie gelesen haben und die Ihnen gefallen haben. Dabei bedeutet
gefallen
in diesem Zusammenhang, dass Sie die betreffenden
Bücher quasi in einem Rutsch gelesen und den Inhalt verschlungen
haben, ohne auch nur ein einziges Mal über die verwendete Schrift
nachzudenken. Diese Bücher haben perfekte Schriften in den perfekten
Schriftgrößen gewählt.
Hauptaufgabe der Schrift in einem Buch ist, den Inhalt zu vermitteln.
Es ist nicht Aufgabe der Schrift in einem Buch, sich in den Vordergrund zu drängen und eitel vom Inhalt abzulenken. Schrift, Schriftgröße, Satzspiegel, Seitenformat, Papier usw. – alle diese Faktoren sollen in einem Buch nur dazu dienen, den Inhalt zu vermitteln und dabei wie ein perfekter Kellner stets diskret im Hintergrund zu bleiben.
Die Brotschrift sollte einen guten Grauwert haben. Das bedeutet, dass eine volle Textseite in der gewählten Brotschrift eine harmonische graue Fläche ohne Löcher und Flecken zeigt, wenn man sie ausdruckt und mit ausgestrecktem Arm verkehrtherum vor sich hält. Lachen Sie ruhig. Tatsächlich können Sie so Brotschriften am besten beurteilen. Sie werden ggf. merken, dass die gleiche Schrift bei Verwendung unterschiedlicher Zeilenabstände ebenfalls deutliche Unterschiede in der Lesbarkeit zeigt.
Damit Sie die Qual der Wahl nicht verzweifeln lässt, schlage ich Ihnen für unsere weiteren Arbeiten auf dem Weg zum fertigen Buch jetzt einfach einmal ein paar Schriften vor.
Standard. Machen Sie bitte einen Doppelklick auf den Stilnamen. Anschließend sehen Sie den Textstilparameter-Dialog, den Sie bitte so umstellen, dass der Stil anschließend
Brot 9heißt, die Schrift
Baskerville Regularmit 9 pt nutzt und sonst keinen der dort angebotenen Schnickschnacks verwendet.
Textstil duplizierenaufrufen, und nennen Sie die Kopie
Brot 9 kursiv. Stellen Sie als einzige Änderung den Schriftschnitt von
Regularauf
Italicum. Mehr nicht!
Kapitel 1. Wählen Sie als Schriftart
Lucida Grande Boldund als Schriftgröße 13 pt.
Kapitel 1.1beziehungsweise
Kapitel 1.1.1heißen und nur in der Schriftgröße von 13 pt auf 11 pt beziehungsweise 9 pt verändert werden.
Sie haben jetzt die grundsätzlich im Buch benötigten Schriften
für den Fließtext (Brot 9
), für Hervorhebungen im Fließtext
(Brot 9 kursiv
) sowie für drei verschiedene
Kapitel-Hierarchiestufen (Kapitel 1
, Kapitel 1.1
und
Kapitel 1.1.1
) als Textstile vorbereitet. Falls Ihr Buch mehr
als drei Kapitel-Hierarchiestufen (Kapitel, Unterkapitel,
Unterunterkapitel, Unterunterunterkapitel ...) haben sollte, fügen
Sie noch einen Textstil Kapitel 1.1.1.1
hinzu und überlegen
Sie, wie Sie diesen Textstil gestalten möchten.
Hinweis: Noch eine Anmerkung zur Brotschrift für
Auszeichnungen: Es ist heutzutage (vielleicht auch durch das Internet)
sehr beliebt geworden, einzelne Wörter im Text dadurch hervorzuheben
(auszuzeichnen), dass man sie fett macht
. In einem langen Text
eines Buches aber würde das Fettmachen oder auch nur das Verwenden
eines halbfetten Textstils den Grauwert der Buchseite stören. Daher
ist es wesentlich ästhetischer, einzelne Wörter kursiv
auszuzeichnen, auch wenn das für Sie auf den ersten Blick nicht
wuchtig genug sein mag. Vertrauen Sie den Augen Ihrer Leserschaft. Wer
Stunde um Stunde Seite für Seite Ihres Buches liest, wird jedes
kursiv gedruckte Wort als solches sehen und – ohne dass der
Lesefluss gestört würde – solche Wörter als wichtiger
wahrnehmen. Mehr wäre hier zuviel. Bleiben Sie auch beim Auszeichnen
von Wörtern dezent und sparsam. Verzichten Sie auf dreifache
Rufzeichen, Unterstreichungen, Farbe und sonstige Attitüden, die nur
Ihre Unsicherheit im Umgang mit Ihrem eigenen Text hervorheben
würden. Lassen Sie den Text für sich sprechen. Ihre Leserinnen und
Leser werden es Ihnen danken.